Armaturen polieren, Gerüche entfernen, Insektenstiche behandeln – alles kein Problem mit Natron. Die schier unendliche Liste der Pannen, bei denen das Hausmittel aus der Patsche hilft, wirft die Frage auf: Wieso war Natron zu Beginn der Corona‑Pandemie nicht ebenso ausverkauft wie Toilettenpapier und Nudeln?
Offenbar sind seine vielfältigen Einsatzbereiche weithin unbekannt. Dabei ersetzt Natron viele ökologisch problematische Reinigungsmittel und Substanzen. Das Hausmittel dagegen ist biologisch leicht abbaubar und umweltfreundlich.
Natron ist die Abkürzung für Natriumhydrogencarbonat, die chemische Formel lautet NaHCO₃. Es handelt sich um ein natürlich vorkommendes Salz. Schon die alten Ägypter gewannen es aus den Seen des Tales Natron, wo noch heute ein natürliches Vorkommen besteht. Auch in den USA wird Natron weiterhin aus Salzminen und Seen gewonnen.
In Europa überwiegt die chemische Herstellung von Natron aus Kochsalz.
Dazu wird Chlor gegen Karbonat (Kohlensäure) ausgetauscht (Solvay‑Verfahren) oder Kohlensäure in gereinigte Natriumkarbonat‑Lösung eingeleitet.
Im Handel ist Natron auch unter den Bezeichnungen Speisenatron, Speisesoda und Backsoda erhältlich.
Die Produkte findet man in Drogeriemärkten, in Geschäften für Haushaltswaren, im Supermarkt und in den Haushaltsabteilungen von Kaufhäusern und Baumärkten. In der Produktion wird Natron als Backtriebmittel und zur Herstellung von Brausen eingesetzt, teilweise auch in Reinigungsmitteln und Kosmetikprodukten.
Backofenreiniger
Wer Natron kennt, braucht keinen Backofenreiniger mit dem Gefahrenhinweis reizend oder ätzend – diese Begriffe passen ohnehin nicht zur Vorstellung leckerer Brötchen. Da ist es doch viel appetitlicher, etwas Natron auf verkrustete Stellen zu geben und sie mit feuchtem Haushaltspapier zu bedecken. Nach einigen Stunden Einwirkzeit wischt man mit klarem Wasser nach, fertig.
Backbleche, Töpfe, Edelstahl
Zur Reinigung von Backblechen, Kochgeschirr und Edelstahl ist Natronpaste äußerst praktisch. Dafür etwas Natron in eine Schüssel geben und mit wenig Wasser anrühren – am besten tropfenweise zufügen, damit die Mischung nicht zu flüssig wird. Die Paste mit einem Schwamm aufnehmen, Oberflächen abreiben und nachspülen.
Natron gegen hartnäckige Verschmutzungen
Bei der Verbindung von Natron mit einer Säure (etwa Zitronensäure) wird CO₂ (Kohlendioxid) freigesetzt. Das ist hilfreich zur Beseitigung stärkerer Verschmutzungen.
Entkalkung von Armaturen
Verkalkte Armaturen glänzen nach der Behandlung mit Natronpaste wie neu. Oft wird auch Essig zur Reinigung von Armaturen empfohlen. Dieser Tipp ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da Essig in die Armaturen kriechen und deren Innenleben angreifen kann.
Allzweckreiniger herstellen
Wasser, ein Teelöffel geriebene Kernseife und ein Teelöffel Natron ergeben einen Allzweckreiniger für den gesamten Haushalt. Die Mischung in eine ausgediente Sprühflasche füllen, nach Wunsch etwas Zitrone oder ätherisches Öl zugeben und aggressiven, chemischen Reinigern adieu sagen.
Pflege von Wäsche und Waschmaschine
Einen Esslöffel Natron zum Waschmittel geben und ergraute Handtücher strahlen wieder weiß. Die Beigabe ersetzt auch den Weichspüler. Unangenehmer Geruch in der Wäsche oder Kleidung wird beseitigt, wenn sie einige Stunden in rund fünf Litern Wasser mit einem Esslöffel Natron einweicht. Danach normal waschen.
Sollte die Waschmaschine selbst muffig riechen, liegt das meist an Pilzen und/oder Bakterien. Das Übel wird beseitigt, wenn man 50 Gramm Natron in die Waschtrommel und 50 ml Essigessenz in die Waschmittelkammer gibt. Anschließend einen Waschgang mit mindestens 60 Grand ohne Wäsche starten. Danach ist alles hygienisch. Künftig die Tür wir auch das Einschubfach nach jedem Waschgang offen lassen und regelmäßig einen 60-Grad-Waschgang durchführen.
Natron plus Essig = Abflussreiniger
Wenn der Abfluss verstopft ist oder unangenehm riecht, hilft eine Mischung aus Natron und Essig. Zuerst eine Tasse Natron, dann ein bis zwei Tassen Essig in den Abfluss geben (den Essig langsam einfüllen, es schäumt!). Eine halbe Stunde einwirken lassen, zuletzt einen Liter heißes Wasser nachgießen.
Teppiche und Matratzen auffrischen, Gerüche entfernen
Zum Beseitigen von Gerüchen Natron auf Teppiche und Matratzen streuen, möglichst lange einwirken lassen und danach mit dem Staubsauger entfernen.
Eine Schale Natron im Kühlschrank absorbiert Gerüche. Auch im Abfalleimer beugt das Mittel der Geruchsbildung vor, wenn es auf dem Boden verteilt wird. Zuvor den Behälter mit Essigwasser gründlich reinigen.
Und was ist mit Holzbrettchen zum Schneiden und Kochlöffeln aus Holz? Ganz einfach etwas Natriumhydrogencarbonat ins Spülwasser geben und die Gerüche verschwinden. Klappt auch bei Thermosflaschen mit dumpfem Aroma: Mit heißem Natron-Wasser auffüllen (vier Teelöffel je Liter), einwirken lassen, danach klar nachspülen.
Schnittblumen bleiben länger frisch …
… mit dem nun schon bekannten Teelöffel Natron; diesmal ins Blumenwasser geben.
Trinkwasser, Kaffee und Tee
Hartes Wasser wird mit Speisenatron weicher, Kaffee und Tee schmecken besser und sind bekömmlicher. Eine Prise pro Glas Wasser genügt. Beim Kaffee mit in den Filter geben, beim Tee nach dem kochenden Wasser zufügen.
Hülsenfrüchte und Kohl, grüne Bohnen und Spinat. Und Eierschalen.
Mit einer Prise Natron im Kochwasser werden Erbsen, Linsen und ihre Verwandten schneller gar und sind besser bekömmlich.
Kohl führt weniger zu Blähungen, wenn dem Kochwasser eine Prise Natron zugefügt wird.
Spinat und grüne Bohnen behalten ihre satte Farbe.
Eierschalen lassen sich durch etwas Natron im Kochwasser leichter ablösen.
Backtriebmittel
Wer sichergehen will, dass der Teig aufgeht, gibt vor dem Backen etwas Natron hinzu. Durch die Hitze im Backofen zerfällt es zu Soda und Kohlendioxid, was die gewünschte Wirkung erzielt.
Ersatz für Shampoo
Besonders für leicht fettendes Haar ist die Haarwäsche mit Natron empfehlenswert, da es leicht alkalisch wirkt und dadurch überschüssiges Fett aufnimmt. Außerdem reinigt es Kopfhaut und Haare schonend. Zur Haarwäsche das Pulver mit etwas Wasser mischen, die Haare wie gewohnt waschen und anschließend ausspülen.
Mundspülung
Das Hausmittel macht sich auch bei der Mund‑ und Zahnfleischpflege nützlich. Einen Teelöffel in ein Glas Wasser geben und damit spülen bzw. gurgeln. Das soll die Gesunderhaltung von Zahnfleisch und Zahnhals unterstützen und einer Übersäuerung im Mundraum entgegenwirken.
Auch Prothesen werden mit Natron sauber und gepflegt. Dazu den Zahnersatz einige Stunden oder über Nacht in Natronlösung einlegen.
Einsatz von Natron als Deo
Wer auf Aluminium, Alkohol und etliche Zusatzstoffe verzichten möchte, der greift zu Natron. Zum natürlichen Deo wird das kleine Wundermittel, wenn man es mit 60 ml Wasser mischt, ein paar Tropfen reines ätherisches Öl zugibt und die Mischung in eine Sprühflasche füllt. Keine Sprühflasche zur Hand? Dann mit einem feuchten Pad etwas Natron aufnehmen und in den Achselhöhlen verteilen.
Badezusatz – maximal zweimal wöchentlich
Eine Portion von 50 bis 100 Gramm Natriumhydrogencarbonat pro Vollbad macht das Wasser weicher, wirkt erfrischend und unterstützt die Durchblutung.
Auch als Fußbad nach einer längeren Wanderung ist das Hausmittel eine Wohltat: Drei bis vier Teelöffel auf einen Liter Wasser genügen. Danach mit kaltem Wasser abspülen. Das Fußbad hilft auch gegen Schweißfüße.
Alkohol‑Kater
Ist der Magen durch zu viel Alkohol übersäuert, so kann Natron mit seiner alkalisierenden Wirkung helfen. Es nützt allerdings nichts, die Einnahme stündlich zu wiederholen, denn wenn der Magen zu wenig Säure zur Verfügung hat, produziert er sie eigenständig nach.
Insektenstiche
Tropfenweise Wasser zu einem Teelöffel Pulver geben und auf die betroffene Stelle auftragen. Nach längerer Einwirkzeit abspülen. Der Vorgang kann so oft wiederholt werden, bis der Juckreiz verschwunden ist. Je nach Körperregion ist es hilfreich, ein Wattepad mit der Mischung zu tränken und mit einem Pflaster über dem Insektenstich zu fixieren.
Wer sich nicht vorstellen kann, dass Natron tatsächlich so großen Nutzen hat, kann es einfach einmal ausprobieren. Zu verlieren gibt es dabei nichts, denn das Mittel ist sehr günstig. Im Drogeriemarkt sind 250 Gramm Natron für knapp zwei Euro zu haben (Stand 01/2023). Der Inhalt ist in fünf separaten Tütchen à 50 Gramm verpackt. Für echte Fans und hohen Bedarf wird das Pulver in Behältnissen mit mehreren Kilogramm Fassungsvermögen angeboten. Die Haltbarkeit beträgt mehrere Jahre, ist laut eines Herstellers »nach gesundem Menschenverstand« bei kühler und trockener Aufbewahrung jedoch unbegrenzt.
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